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Professionelle Bücher. Auch für Einsteiger.

Inhaltsverzeichnis
Geleitwort
1 Warum eine neue Server-Version?
2 Editionen und Lizenzen
3 Hardware und Dimensionierung
4 Protokolle
5 Was ist .NET?
6 Installation
7 Die Core-Installationsoption
8 Active Directory-Domänendienste
9 Netzwerkdienste im AD-Umfeld
10 Active Directory Lightweight Directory Services (AD LDS)
11 Active Directory-Verbunddienste (Federation Services)
12 Active Directory-Zertifikatdienste
13 Active Directory-Rechteverwaltungsdienste (AD RMS)
14 »Innere Sicherheit«
15 Dateisystem und Dateidienste
16 Drucken
17 Webserver (IIS)
18 SharePoint Foundation und SharePoint Server
19 Remotedesktopdienste (Terminaldienste)
20 Hochverfügbarkeit
21 Datensicherung
22 Servervirtualisierung mit Hyper-V
23 Windows PowerShell
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Windows Server 2012 R2 von Ulrich B. Boddenberg
Das umfassende Handbuch
Buch: Windows Server 2012 R2

Windows Server 2012 R2
Rheinwerk Computing
1392 S., 4., aktualisierte Auflage 2014, geb.
59,90 Euro, ISBN 978-3-8362-2013-2
Pfeil 18 SharePoint Foundation und SharePoint Server
Pfeil 18.1 Warum SharePoint?
Pfeil 18.1.1 Unternehmenswissen
Pfeil 18.1.2 Intranet, Extranet und Internet
Pfeil 18.1.3 Content Manager und andere Rollen
Pfeil 18.1.4 Wie viele Mausklicks? – Oder: Über die Benutzereffizienz
Pfeil 18.2 Projekt und Einführung

18SharePoint Foundation und SharePoint Server Zur nächsten Überschrift

Nicht die Tochter befreit’, und nicht annahm die Erlösung:
Darum gab uns Jammer der Treffende, wird es auch geben.
Nicht wird jener die schreckliche Hand abziehn vom Verderben,
Bis man zurück dem Vater das freudigblickende Mägdlein
Hingibt, frei, ohn’ Entgelt, und mit heiliger Festhekatombe

SharePoint ist ein eigenes Thema

SharePoint ist kein Bestandteil des Betriebssystems, demnach ist es in diesem Buch »off-topic«. Ich verweise an dieser Stelle gern auf mein bei Galileo Press erscheinendes SharePoint-Buch (978-3-8362-2309-6). Das Buch ist in etwa so dick wie das Werk, das Sie gerade in den Händen halten, womit erklärt wäre, warum SharePoint nicht »mal eben so« als Unterthema behandelt werden kann.

Ich möchte Ihnen an dieser Stelle aber eine kleine Argumentationskette dazu liefern, warum die Beschäftigung mit SharePoint empfehlenswert ist.

Kaum eine Technologie wird in den Unternehmen und Organisationen mit so viel Interesse betrachtet wie SharePoint – und übrigens auch eingeführt und genutzt.

SharePoint erfüllt einige aktuell in den Unternehmen immer stärker ins Blickfeld rückende Anforderungen:

  • Informationsmanagement
  • Wissensmanagement
  • Benutzereffizienz
  • die elektronische Abbildung von Geschäftsprozessen
  • Business Intelligence-Frontend

Diese Themen lassen sich mit den klassisch vorhandenen Komponenten, wie Fileserver, Mailserver und betriebswirtschaftlichen Systemen, nicht in den Griff bekommen, sodass einfach neue Wege gegangen werden müssen. Ob ein Unternehmen das ein wenig früher oder später tut, hängt zwar von vielen Parametern ab, aber es führt kein Weg daran vorbei.

Von SharePoint gibt es zwei prinzipiell zwei Editionen:

  • SharePoint Foundation 2013: Diese Edition ist im Rahmen der Lizenz des Windows Server 2012-Betriebssystems nutzbar, ist aber kein direkter Bestandteil des Servers.
  • SharePoint Server 2013: Hierbei handelt es sich sozusagen um eine kostenpflichtige Erweiterung der SharePoint Foundation. Der SharePoint Server ist wiederum in zwei Editionen erhältlich, nämlich Standard und Enterprise.

So ziemlich jeder Kunde, mit dem ich über SharePoint spreche, fragt irgendwann: »Uli, wie entscheiden wir, ob wir mit der SharePoint Foundation auskommen oder ob wir den SharePoint Server benötigen? Hast du da Erfahrungswerte?« Die Antwort ist natürlich jeweils individuell zu erarbeiten, aber im Grunde genommen gilt: SharePoint Foundation kann zwar recht viel, sobald aber in einem mittleren Unternehmen eine unternehmensweite Verwendung geplant ist, wird man um den SharePoint Server nicht herumkommen. Natürlich funktioniert die Team Collaboration auch in einem großen Unternehmen mit der Foundation ganz wunderbar – es gibt aber neben der Team Collaboration noch viele andere Anwendungsfelder, die durch SharePoint optimiert werden können.


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18.1 Warum SharePoint? Zur nächsten ÜberschriftZur vorigen Überschrift

Bevor eine neue Technologie eingeführt wird, sollte man genau untersuchen, welchen Mehrwert diese Technologie konkret für das jeweilige Unternehmen bzw. die Organisation bieten kann. Auch SharePoint dürfte keine Ausnahme sein, und niemand wird Geld ausgeben wollen, weil diese Technologie nun gerade »hip« ist.

Die Schwierigkeit bei Projekten bzw. Maßnahmen im Collaboration-Umfeld ist, dass man erreichte Effekte schlecht »in Geld« messen kann. Beim Austausch von Servern ist das beispielsweise einfacher:

  • Die bestehenden gekauften Server verursachen Wartungskosten (für die der Hersteller eine Rechnung schreibt) von 100.000 € pro Jahr.
  • Neue modernere Systeme wären für 40.000 € Leasingrate und 30.000 € Wartungskosten zu haben. Die einmaligen Aufwände für das Tauschprojekt betragen 30.000 €.
  • Jeder kann sich leicht ausrechnen, dass ab dem zweiten Jahr ein positiver finanzieller Effekt eintreten wird.

Eine solche Rechnung mit einem eindeutigen Ergebnis wird es im Collaboration-Umfeld nur selten geben:

  • Der erste Grund ist, dass sich ein Effizienzgewinn der Mitarbeiter schlecht messen lässt.
  • Der zweite und zentralere Grund ist, dass selbst das Ergebnis »Jeder Mitarbeiter erledigt seine tägliche Arbeit 20 Minuten schneller« nicht bedeuten muss, dass das Unternehmen deshalb auch mehr Geld verdient. Auch Ergebnisse wie »Wir können Fragen unserer Kunden schneller beantworten« sind wahrscheinlich nicht in Euro und Cent auszudrücken.

Im deutschsprachigen Raum sind kaufmännische Entscheider erfahrungsgemäß für Berechnungen, die den »Effizienzgewinn der Mitarbeiter« lediglich »in Zeit« ausdrücken, nicht sonderlich empfänglich. Bei der Betrachtung einer eventuellen SharePoint-Einführung würde ich die Fragestellungen etwas anders wählen. Einige Beispiele:

  • Genügt die derzeitige Umgebung überhaupt noch den heutigen Anforderungen? Vordergründig wahrscheinlich schon, denn das Unternehmen macht ja Geschäfte; bei etwas gründlicherer Betrachtung finden sich aber so gut wie überall mehr oder weniger große Defizite bei der Bereitstellung des Unternehmenswissens.
  • Wird die derzeitige Umgebung den zukünftigen Anforderungen genügen? Das ist natürlich eine Glaskugelfrage. Man kann aber in jedem Fall davon ausgehen, dass die Datenmengen deutlich steigen werden – und das nicht nur, weil die Benutzer nicht aufhören, Dokumente zu produzieren. Ein zusätzlicher massiver Schub kommt daher, dass man immer stärker versucht, das in den Köpfen erhaltene Unternehmenswissen elektronisch zu speichern. Außerdem arbeiten die Unternehmen daran, bisher »auf Zuruf« oder mit Papier gesteuerte Geschäftsprozesse elektronisch abzubilden, was ebenfalls zu zusätzlichen Daten führt.
  • Werden die vorhandenen Systeme wie vorgesehen genutzt? Hierzu ein Beispiel: In den meisten Unternehmen und Organisationen hat sich schleichend die Praxis eingebürgert, einen nicht unerheblichen Teil des Datenaustauschs mit dem E-Mail-System abzuwickeln. Ich mache mir weniger Sorgen über den hohen Speicherbedarf der Postfächer als vielmehr darüber, dass dieses Verhalten dazu führt, dass wesentliche Informationen nicht für alle Benutzer auf dem aktuellen Stand vorhanden sind.
  • Können mobile Mitarbeiter auf alle notwendigen Informationen zugreifen? In vielen Aufgabengebieten wird das Geld nicht im Büro, sondern beim Kunden verdient; Beispiele dafür sind Service- und Vertriebsmitarbeiter oder Berater in Projekten. Für diese Menschen ist eben nicht mehr wie zu Opas Zeiten der Schreibtisch im Büro mit Topfpflanze und einem Foto von Frau, Kind und Hund der Arbeitsmittelpunkt. Gleichzeitig müssen diese Mitarbeiter schnell und problemlos auf alle relevanten Unternehmensinformationen zugreifen können. »Mobilität« bedeutet mehr, als nur unterwegs E-Mails empfangen zu können. »Mobilität« bedeutet mehr, als ein Notebook zu haben.
  • Sind viele Dokumente mehrfach vorhanden? Allein dadurch, dass Mitarbeiter E-Mails mit Dokumenten hin- und hersenden, werden Dokumente doppelt oder mehrfach vorhanden sein. Teilweise helfen zwar Technologien wie Single Instance Storage (SIS), die – ohne dass der Benutzer es merkt – eine E-Mail nebst Dateianhang nur einmal speichern, obwohl sie an 150 Postfächer zugestellt wurde. Da das Exchange-SIS aber nur in dem genannten Fall wirksam ist und eben nicht jeden Dateianhang daraufhin überprüft, ob er vielleicht schon irgendwo gespeichert ist, liegen etliche Dokumente (z. B. die 12 MByte große Standardunternehmenspräsentation) vermutlich viele Dutzend Male in den Datenbanken des E-Mail-Systems – unter Umständen sogar bei einzelnen Personen mehrfach, nämlich wenn diese sich vor jedem wichtigen Termin die aktuellste Version zusenden lassen.
  • Gegen die »mehrfach vorhandenen Dokumente« hilft natürlich auch die Deduplizierung, die seit Windows Server 2012 im Betriebssystem vorhanden ist.

    Untersuchungen in Dateisystemen zeigen übrigens, dass die »Dublettenquote« auch im konventionellen Dateisystem recht hoch ist.

  • Die durch Dubletten verursachten Kosten beim Plattenplatz sind heute nicht mehr der Schmerzpunkt: Weitere 300 GByte sind auch bei hochverfügbarem Plattenplatz in SAN-Storage-Systemen bezahlbar geworden. Viel signifikanter sind die Kosten, die Sie aufwenden müssen, um zusätzliche 300 GByte im Rahmen definierter Service-Level zurücksichern zu können.

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18.1.1 Unternehmenswissen Zur nächsten ÜberschriftZur vorigen Überschrift

In diesem Buch ist, genauso wie in anderen Publikationen, häufig von Unternehmenswissen die Rede. In diesem Zusammenhang passt – mal wieder – der Ausspruch: »Wenn HP wüsste, was HP weiß, dann wären wir dreimal so profitabel.« Der frühere HP-CEO Lew Platt hat mit dieser Aussage sehr prägnant ausgedrückt, dass das Fehlen aufgeschriebenen und leicht auffindbaren Wissens schlicht und ergreifend Geld kostet. Man kann diesen Satz natürlich verwenden, um beliebige »Probleme« in Unternehmen und Organisationen zu beschreiben. Mit etwas größerem Abstand betrachtet, gibt es drei wesentliche Probleme, dies es zu lösen gilt:

  • In einem etwas größeren Unternehmen (mehr als 20 Mitarbeiter) kennen sich die Mitarbeiter im Allgemeinen nicht mehr so gut, dass sie über die Fähigkeiten, Interessen und Neigungen ihrer Kollegen wirklich im Detail Bescheid wüssten. Bei einem spezifischen Problem könnte vielleicht Person A helfen; wenn Person B aber nicht weiß, dass A das notwendige Wissen hat, erfindet B das Rad eventuell neu, kauft externes Wissen hinzu oder findet keine Lösung. Ein Problem ist also das Wissen über die Fähigkeiten anderer Menschen im Unternehmen – das hört sich trivial an, als Problem ist es aber gerade in größeren Organisationen nicht zu unterschätzen.
  • Wertvolles Wissen existiert oft nur in den Köpfen einzelner Menschen. Dies sind häufig langjährige Mitarbeiter, die die abgelaufenen Projekte, die Kunden, die Lösungen für Probleme etc. kennen. Verlassen diese Mitarbeiter das Unternehmen, ist dieses Wissen unwiederbringlich verloren – es sei denn, es ist aufgeschrieben worden. Man braucht aber gar nicht den »Extremfall« zu betrachten, in dem Mitarbeiter das Unternehmen verlassen haben: In der Praxis zeigt sich, dass die Kollegen mit »Wissensmonopol« häufig einen Engpass darstellen, weil sie schlicht und ergreifend nicht erreichbar sind.
  • Es verhält sich ja nun durchaus nicht so, dass Unternehmen über gar kein gespeichertes Wissen verfügen würden. Häufig ist dieses Wissen aber nicht auffindbar. Das kann an einem »unglücklichen« Berechtigungskonzept liegen oder aber am »Datengrab-Effekt«: Ich kenne etliche Unternehmen, die ihr IT-System schlicht und ergreifend als Datengrab bezeichnen. Wenn IT-Verantwortliche schon dieser Meinung sind, kann man sich ausmalen, wie die Benutzer darüber denken. Wenn das Unternehmenswissen zwar aufgeschrieben, aber trotzdem nicht auffindbar ist, liegt sein Wert auch nur knapp über null.

Die Formen, in denen das Unternehmenswissen vorliegt, können vielfältig sein, denn jede noch so kleine Information zählt dazu. Die Herausforderung besteht also darin, den Benutzern möglichst einfache Werkzeuge zur Verfügung zu stellen, um ihr Wissen aufzuzeichnen und alles durchsuchbar zu machen. Nicht alle Quellen werden direkt in SharePoint liegen, aber alle müssen in SharePoint integriert werden. SharePoint ist sozusagen der Ort, an dem das Wissen zusammengefasst und bereitgestellt wird – eben der Share-Point. Zu den Quellen, die Unternehmenswissen enthalten, gehören beispielsweise:

  • Word-Dokumente mit Angeboten
  • jegliche Korrespondenz mit Kunden
  • Präsentationen
  • Daten aus der Warenwirtschaft
  • Informationen aus dem Projektmanagementsystem
  • Listen aller Art
  • Blogs der Mitarbeiter (z. B. »So habe das Problem ABCD gelöst.«)
  • ein Unternehmens-Wiki
  • Zeichnungen der Konstruktionsabteilung
  • Dokumente mit Besuchsberichten
  • Protokolle zu Workflows
  • Informationen über Kenntnisse und (fachliche) Interessen der Mitarbeiter

Sie sehen, dass »die Form und der Stil«, wie Wissen gespeichert werden kann, sehr vielfältig sind. Die Liste nennt auch nur einen kleinen Teil der Möglichkeiten. Vermutlich werden Lösungen wie Blogs und Wikis in den meisten Unternehmen eher noch nicht genutzt werden – die Kunst ist also, die Mitarbeiter zur Nutzung dieser (und anderer) neuen Möglichkeiten zu animieren und einen entsprechenden »betrieblichen Rahmen« zu schaffen.

Dann muss ein System bereitgestellt werden, mit dem das gespeicherte Wissen gefunden werden kann. Insbesondere der SharePoint Server bietet umfangreiche und sehr umfassend konfigurierbare Suchmöglichkeiten.


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18.1.2 Intranet, Extranet und Internet Zur nächsten ÜberschriftZur vorigen Überschrift

Das im vorigen Abschnitt beschriebene Unternehmenswissen ist in der heutigen Zeit das eigentliche Kapital eines Unternehmens. Nun ist es aber so, dass sich im Allgemeinen die Unternehmen nicht völlig abschotten, sondern einen Teil des Wissens und der Informationen Externen zugänglich machen. Einige Beispiele:

  • Mit Kunden und Zulieferern werden Daten über Produkte und Technologien ausgetauscht.
  • Partner erhalten Service-Informationen.
  • Aktionäre werden regelmäßig über die geschäftliche Lage informiert.
  • Die (Fach-)Presse wird regelmäßig mit Pressemitteilungen gefüttert.
  • Interessenten sollen sich über Innovationen informieren können.
  • Bewerber erhalten einen Überblick über Karrieremöglichkeiten im Unternehmen.

Sie stehen also vor zwei Aufgaben:

  • Sie müssen dafür sorgen, dass das Wissen des Unternehmens aufgeschrieben wird und abrufbar ist.
  • Sie müssen dafür sorgen, dass Partner und die Öffentlichkeit Ausschnitte aus dem Wissen einsehen können. Teilweise tragen diese externen Menschen sogar zur Erweiterung des Unternehmenswissens bei, indem sie Daten bereitstellen, Wissen über Ihre Produkte in Onlineforen stellen und dergleichen mehr.

Ich bin der Auffassung, dass man die Begriffe Intranet , Extranet und Internet nicht an der räumlichen Position eines Clients festmachen sollte. Abbildung 18.1 zeigt meinen Ansatz zur Erklärung dieser Begriffe:

  • Im Intranet ist sämtliches Wissen des Unternehmens gespeichert. Nur einem Mitarbeiter wird man Zugriff auf das Intranet gewähren. Da diese Person ja auch Mitarbeiter der Firma ist, wenn sie in einer Kneipe in Casablanca sitzt und mit dem Smartphone auf Informationen zugreifen möchte, muss sie Intranetzugriff haben, egal wo sie sich gerade befindet. Selbstverständlich wird eine Person nicht auf das ganze Unternehmenswissen zugreifen können – es sei denn, es handelt sich zufällig um den Geschäftsführer.

    Abbildung

    Abbildung 18.1 Ein grafischer Versuch, Intranet, Extranet und Internet zu visualisieren

  • Das Extranet enthält nur einen Teil des Unternehmenswissens, und zwar denjenigen, den Sie mit Ihren Partnern teilen möchten. Das Extranet enthält eine spezielle »Untermenge« des gesamten Unternehmenswissens. Daher ist es in der Zeichnung inmitten des viel umfassenderen Intranetwissens eingezeichnet. Ein Mitarbeiter des Unternehmens (also ein Intranetbenutzer) mit bestimmten Rechten wird auf die Informationen zugreifen können, die im Extranet vorhanden sind – die Darstellung passt also.

    Ein Benutzer, der auf das Extranet zugreift, wird authentifiziert – anonyme Zugriffe auf das Extranet wird es nicht geben.

  • Der öffentliche und für anonyme Benutzer sichtbare Teil des Unternehmenswissens findet sich im Internet. Hier greifen nicht authentifizierte Benutzer auf ausgewählte Daten zu. Da ein Extranetbenutzer sich diese öffentlich zugänglichen Dateien ebenfalls beschaffen könnte, ist das im Internet verfügbare Wissen eine Untermenge des Extranetwissens.

Meine Definition von Intranet, Extranet und Internet ist vielleicht ein wenig ungewohnt. Man kann so aber die Anforderungen, die abgedeckt werden müssen, perfekt erklären:

  • Sie müssen eine Plattform bereitstellen, die internen Benutzern ermöglicht, Wissen bereitzustellen und Informationen zu finden: Intranet .
  • Weiterhin müssen Sie dafür sorgen, dass Partner bestimmte Bereiche Ihres Wissens erhalten und eigenes Wissen beisteuern können: Extranet .
  • Anonyme Benutzer (z. B. Interessenten) sollen etwas über Ihr Unternehmen und dessen Leistungsfähigkeit erfahren. Dazu geben Sie ebenfalls einen kleinen Teil Ihres Wissens preis: Internet.

Es ist an dieser Stelle wahrscheinlich überflüssig, zu erwähnen, dass Sie SharePoint in allen drei Szenarien einsetzen können. In den meisten bestehenden Umgebungen finden sich drei völlig getrennte Plattformen, sodass auch für interne Benutzer kein konsistenter Zugriff auf das Unternehmenswissen möglich ist. Zudem ergibt sich natürlich ein erhöhter Aufwand, wenn drei Systemwelten gepflegt werden müssen. Ich behaupte nicht, dass Sie mit SharePoint diese »Wissenspartitionierung« ohne Einrichtungsaufwand realisieren können, SharePoint bietet Ihnen aber die Chance, ein System aufzubauen, mit dem die Wissensbereitstellung und das Wissensmanagement durchgängig und konsistent erfolgen – egal für welches Szenario.


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18.1.3 Content Manager und andere Rollen Zur nächsten ÜberschriftZur vorigen Überschrift

In einer »klassischen« Systemumgebung gibt es eine recht eindeutige Trennung der Aufgaben:

  • Die Administratoren implementieren und betreiben die Technik, damit die Benutzer mit Informationen aller Art arbeiten können. Hierbei geben sie auch die grobe Struktur vor, beispielsweise in Form eines mit Berechtigungen versehenen Verzeichnisbaums.
  • Die Benutzer arbeiten in den vorgegebenen Strukturen. Wenn sie einen neuen Speicherort für eine bestimmte neu entstandene Benutzergruppe oder dergleichen benötigen, hilft das Admin-Team.

Ich weiß aus vielen Gesprächen mit IT-Abteilungen, dass diese »Betreuung« mit den bestehenden Teams, die sich mit immer neuen und immer anspruchsvolleren Aufgaben konfrontiert sehen, kaum zu leisten ist. Hinzu kommen zwei weitere Effekte:

  • In den meisten Fällen wenden sich die Benutzer gar nicht erst an das Admin-Team, sondern »wurschteln sich durch«, indem sie die Daten auf einem allgemeinen »Transferlaufwerk« (ohne spezielle Berechtigungen) ablegen oder per E-Mail verteilen.
  • Wenn man weiterhin berücksichtigt, dass derzeit erst ein kleiner Teil des Unternehmenswissens elektronisch verfügbar ist, liegt es auf der Hand, dass der Bedarf nach Anpassungen in den Informationsablagestrukturen stark steigen wird – wenn die Benutzer sich nicht wie im zuvor genannten Punkt helfen.

Bei hinreichend starker Abstraktion kann man die gespeicherten und noch zu speichernden Informationen in zwei große Gruppen aufteilen:

  • In der einen Gruppe sind die Daten, die in Datenbanken von ERP-, CRM- und ähnlichen Systemen liegen.
  • Die andere Gruppe besteht aus den Daten, die eben nicht in solchen Systemen liegen. Diese Gruppe wird bei den meisten Unternehmen die deutlich umfangreichere sein. Hier finden sich beispielsweise Korrespondenz, Konstruktionsunterlagen, Protokolle, Berichte, Analysen und vieles andere mehr. Geht man vom klassischen Verzeichnisbaum aus, lassen sich diese Daten wiederum in zwei Gruppen aufteilen:
    • in die Daten, für die es im Verzeichnisbaum einen passenden und eindeutigen Speicherplatz gibt,
    • und die Daten, die »nicht so wirklich« hineinpassen. Dies kann daran liegen, dass es thematisch keinen passenden Zweig dieses Baums gibt, oder daran, dass die Berechtigungen in diesem Zweig nicht passen oder dass es mehrere passende Zweige gibt.

Meinen Untersuchungen zufolge ist die Menge der Daten, die nicht oder nicht optimal in einen noch so sorgfältigen Verzeichnisbaum passen, genauso groß oder deutlich größer als die »baumstrukturkonforme« Menge. Diese Erkenntnis führt wieder zu mehreren Optionen:

  • Die Administration versucht, wieder Herr der Lage zu werden, entwirft immer ausgefeiltere Strukturen und führt auch an diesen ständig Anpassungen durch. Abgesehen davon, dass das Admin-Team diese Aufgabe rein zeitlich nicht bewältigen kann, werden die Benutzer eine komplexe Struktur nicht verstehen.
  • Das Admin-Team unternimmt nichts und überlässt die Benutzer sich selbst. Die Benutzer werden die heute schon »gelebte Praxis« beibehalten und einen Großteil des Informations- und Wissensaustauschs per E-Mail erledigen – mit allen bereits besprochenen Nachteilen.
  • Der dritte Weg ist die Schaffung von Möglichkeiten, mit denen die Benutzer die Struktur der Inhalte leicht selbst verwalten und modifizieren können.

Der letztgenannte Punkt erfordert ein Umdenken: Er bedeutet die Abkehr von einem Top-down-System, bei dem die Administration die Struktur der Inhalte vorgibt. An seine Stelle tritt ein Bottom-up-Ansatz, in dem die Benutzer sich die »Datenablagen« (und das sind nicht nur Dateiablagen) schaffen, die sie benötigen, ohne die Administration fragen zu müssen.

Musterbeispiel sind Projekt- und Teamräume, in denen die Kollegen alles rund um das Projekt oder das Team abwickeln können: Dateien ablegen, Listen erstellen und alles, was damit zusammenhängt.

Noch zwei weiterführende Anmerkungen:

  • Wenn das Projekt, für das Daten im Projektraum liegen, nicht irgendwie »geheim« sind, empfiehlt es sich, dass der Initiator des Projektraums »der Allgemeinheit« (oder welchem Benutzerkreis auch immer) Leseberechtigung erteilt – zumindest nach dem Abschluss des Projekts. Auf diese Weise können zu einem beliebigen späteren Zeitpunkt auch andere Benutzer auf die Ergebnisse zugreifen. Vielleicht haben ja später andere Mitarbeiter Berührungspunkte mit dem Thema des Projekts. Standardmäßig erhalten nur Projektteilnehmer die Zugriffsberechtigungen für den Projektraum. Im Zweifelsfall könnte man das aber auch automatisieren.
  • Bei Vorführungen, bei denen ich diese Möglichkeit zeige, sind Endbenutzer regelmäßig begeistert, Administratoren dagegen fragen, ob der Projektraum nicht zum Datengrab würde bzw. ob auf lange Sicht nicht Tausende kleiner Datengräber entstünden. Das Problem ist, dass man natürlich nur schwer entscheiden kann, wann eine Information wirklich wertlos wird und gelöscht werden kann. Anders formuliert, lautet die Frage, wann etwas nicht mehr zum relevanten Unternehmenswissen gehört. Datengräber werden die Besprechungsarbeitsbereiche übrigens schon allein aus dem Grund nicht, weil sie von der Suche indiziert werden und die Inhalte gefunden werden können.

Dass Benutzer selbst Arbeitsbereiche anlegen können (entsprechende Berechtigungen vorausgesetzt), ist natürlich nicht nur auf die Besprechungsarbeitsbereiche beschränkt. Ich hatte weiter oben ja skizziert, dass in der »klassischen Welt« das Erstellen und Pflegen von Struktur und Berechtigungen die Arbeit der Administratoren ist, diese Aufgabe aber kaum durch diese zu leisten sei (vom Volumen des Arbeitsanfalls her, wenn man es denn »in gut« machen würde). Die Strukturierung und Verwaltung der Inhalte sollte also da geleistet werden, wo auch die Inhalte »produziert« werden, nämlich in der Fachabteilung. Bislang scheiterte das daran, dass dies für einen »normalen« Benutzer einerseits zu komplex war und er andererseits auch mehr Rechte benötigt hätte, als man ihm eigentlich zugestehen will. Dies beides ändert sich mit SharePoint, und so entsteht die Rolle des Content Manager. Dies ist eine Person, die für die Verwaltung der Inhalte zuständig ist. Konkreter gesagt, man übergibt die Verantwortung an die entsprechenden Benutzer im Allgemeinen auf Ebene einer Website.


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18.1.4 Wie viele Mausklicks? – Oder: Über die Benutzereffizienz Zur vorigen Überschrift

Wenn Sie einen beliebigen Anwender fragen, ob er auf alle Informationen zugreifen kann, die er braucht, wird er dies bejahen. Ob er auf diese Informationen wirklich effizient zugreift, ist allerdings zu prüfen – auch wenn die Anwender sich nicht direkt beschweren.

Sehen wir uns ein Beispiel an:

  • Ein Vertriebsleiter wird jeden Morgen die aktuellen Zahlen sehen wollen, also wie viel Umsatz seine Mitarbeiter am letzten Tag, in der letzten Woche, im letzten Monat etc. gebucht haben.
  • Ich habe mehrfach erlebt, dass ein Vertriebsleiter jeden Morgen einen Report aus dem ERP-System zieht, die Daten in Excel importiert, dort eine Weile »herumfummelt« und schließlich die gewünschten Informationen vorliegen hat. Klar, nach ca. 40 Mausklicks hat er das Ergebnis.

Es gibt also erheblichen Optimierungsbedarf: Es wäre doch sehr wünschenswert, wenn der Vertriebsleiter alle benötigten Zahlen direkt auf den ersten Blick, beispielsweise wenn er SharePoint öffnet, zu Gesicht bekäme. Auf diese Weise könnte er jeden Tag zehn wertvolle Minuten sparen. Die Informationen könnten auch problemlos auf einem Mobilgerät ausgegeben werden, was mit der »alten Methode« keinesfalls möglich wäre.

Das Ausgeben von Informationen, die von SharePoint aus anderen Systemen (z. B. Warenwirtschaft, Finanzbuchhaltung etc.) beschafft werden, kann sehr viel Zeit sparen: Vor allem müssen Benutzer nicht die Bedienung eines Systems lernen, in dem sie im Normalfall keine Eingaben machen müssen, sondern lediglich Daten abfragen. Kurz gesagt: Wenn der Benutzer eine Information zwar mit 50 Mausklicks beschaffen kann, diese aber mittels SharePoint mit zwei Mausklicks erreichbar sein könnte, sollte dieses Optimierungspotenzial zumindest geprüft werden.



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